Die Drohung by Martensson

Die Drohung by Martensson

Autor:Martensson
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2014-09-12T16:00:00+00:00


Der penetrante Lärm der Druckluftsäge drang in die Teeküche der Gerichtsmedizin. Er störte die kleinen Kanarienvögel der Abteilung, die ungeduldig zwischen den Stäben in ihrem Käfig hin und her hüpften.

Aber das störte Anna-Lena und Joakim wenig. Sie hatten sich endlich, am späten Nachmittag, eine Tasse Kaffee gegönnt und die Untersuchungsergebnisse diskutiert.

Die Druckluftsäge wurde also nicht für Jane Hopegood gebraucht. Stattdessen entlastete Dozent Bjerre seinen Kollegen und führte die Untersuchung an dem Drogendealer aus Malmö zu Ende. Mit dem pneumatischen Gerät hatte er die Schädeldecke geöffnet, um die Details der tödlichen Verletzung festzustellen. Nun war es erwiesen, dass es sich tatsächlich um Mord handelte. Niemand konnte nach der Diagnose des Dozenten etwas anderes behaupten, als dass es sich eindeutig um bewusst angewandte äußere Gewalt mit gezielt dosierter Kraft gehandelt hatte.

Aber das Gesetz kannte keine Unterschiede. Auch Dealer hatten ein Recht auf Recht. Jede Quetschung, jeder Bluterguss unter der Schädeldecke wurde dokumentiert und fotografiert. Es würde ein spektakuläres Verfahren geben – auch wenn die Verteidigung trotz allem auf einem Unfall beharrte.

Janes Schädel zu öffnen war hingegen völlig unnötig. Der Fall war eindeutig klar, aber der Form halber hatte Anna-Lena die inneren Organe gewogen. Gemessen an der Körpergröße und dem Gewicht des Opfers, waren sie vollkommen normal entwickelt. Sie hatte alles auf der Tafel festgehalten und die Notizen anschließend für ihren offiziellen Bericht verwendet.

»Nein, da gibt es keinen Zweifel«, meinte Anna-Lena und schwenkte den Plastikbecher mit heißem Kaffee in ihrer Hand. »Sie ist ganz sicher an dem Schnitt am Hals gestorben. Als die Halsarterie durchtrennt wurde, hat sie vermutlich sofort das Bewusstsein verloren, und danach hat es nur noch wenige Minuten bis zu ihrem Tod gedauert.«

»Dann hat sie also nicht gelitten?«

»Tja, gelitten … Sie muss den Schnitt gespürt haben – das war natürlich ein unfassbar großer Schmerz. Aber danach ist sie wohl gleich ohnmächtig geworden. Und hat auf diese Weise … keine Schmerzen mehr gespürt, könnte man sagen.«

»Weißt du schon etwas Bestimmtes über die Waffe, nach der wir suchen?«

»Das Tatwerkzeug muss sehr scharf gewesen sein – etwa wie ein schmales Jagd- oder Fleischmesser –, denn die Schnittkanten sind sehr gerade und glatt. Nicht so fransig wie etwa bei Küchenmessern.«

Gerade und glatt – nun, alles war schließlich relativ!

»Meinst du, der Täter war eine Frau oder ein Mann?«, fragte Hill.

»Schwer zu sagen, aber ich schließe mich deiner Überlegung an. Vermutlich war es ein Mann. Man muss Kraft haben, um den Schnitt so tief und breit auszuführen. Und der Winkel deutet darauf hin, dass jemand den Schnitt ausgeführt hat, der größer ist als die Frau. Aber eigentlich kann ich nur sagen, dass es jemand gewesen ist, der gewusst hat, was er tut.«

»Wie meinst du das?«

»Der Schnitt ist so tief und so weit hinten angesetzt worden, dass der Täter offenbar sofort die Arterie durchtrennen wollte. Sonst wird der erste Schnitt oft am Kehlkopf ausgeführt, aber da stößt man ja dann auf den Knochen.«

»Ein Arzt?«

»Das will man zwar nicht gern glauben, aber … es ist möglich. Aber es kann auch jemand gewesen sein, der im Schlachthof arbeitet oder geübter Jäger ist.



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